Wenn ich mir einen Job backen könnte, was für ein Kuchen wäre er dann?

Andreas Kroß • 15. Juli 2020

Die Backvorbereitung

In meiner Rolle als Führungskraft habe ich in den vergangenen Jahren viele Bewerbungsgespräche geführt. Mit Menschen zu reden und sich in einem solchen Gespräch kennen zu lernen, ist immer wieder eine faszinierende Gelegenheit. Ich gebe zu es gab auch Situationen, bei denen man nach kurzer Zeit bereits wusste, dass der Kandidat nicht zu dem Team, der Aufgabe oder dem Unternehmen passt.

Die Gespräche habe ich immer gerne als Unterhaltung gestaltet. Eine Fragestunde des Unternehmens erscheint mir heutzutage nicht mehr passend. Die Zeiten, in denen das einstellende Unternehmen alle Entscheidungsmacht hatte und der Kandidat fast zu einer Art Bittsteller verkommen ist, sind in der Zeit des ‚war for talents‘ vorbei, auch wenn einige das noch nicht glauben mögen.

Ich kann mich noch gut an das Gespräch mit Frank erinnern. Wir suchten damals dringend nach einer Unterstützung im Bereich IT-Netzwerk und User Support. Frank war damals ein Schrank von einem Kerl und auch etwas fülliger in seiner Gestalt. Ich fragte mich bei seinem Anblick gleich, welche Charaktereigenschaften er mitbringen würde. Im Gespräch fragte ich, wie der Job aussehen würde, wenn er sich einen backen könnte. Stefen überlegte kurz: ‚Ich möchte Menschen helfen, dass diese gut arbeiten können und alles funktioniert‘, sagte er dann kurz und ruhig. Ich war überrascht und gespannt, wie und ob sich in der Arbeit dies zeigen würde, da ich ihn meiner Vorstellung eher ‚angeschraubt‘ und vertieft am Schreibtisch gesehen hätte. 

Im Job aufgegangen

Tatsächlich wurde Frank der Liebling im Unternehmen. Er war der personifizierte IT-Servicegedanke und für sich zufrieden und glücklich dabei. Das strahlte er in jedem Augenblick aus. Er hatte die Rolle gefunden, in der er sich wohlfühlte.

Spannend zu beobachten war, dass seine Aufgaben nur im Kern klar waren und an den Grenzen eher undeutlich wurden. Das gab Frank Freiräume in seiner Arbeit sich von seinem Servicegedanken leiten zu lassen und hier und da mal eine kleine Hilfe mehr zu machen oder sich etwas mehr Zeit für die Kollegen zu nehmen. Dies machte bestimmt seine Beliebtheit auch aus. Ich kann mich daran erinnern, dass seine Vorgesetzten ihn hier und da bremsten mussten, nicht zu viel zu machen. Sie sahen die Gefahr, dass Franks Servicegutgläubigkeit ausgenutzt werden könnte.

Wenn er nun zeitliche Probleme bekam oder in Engpässe auf Basis von Priorisierung geriet, suchte er das Gespräch mit den Kollegen in seiner ruhigen und ehrlichen Art. Die Reaktionen darauf waren zumeist sehr positiv.

Zuckerguss gibt Raum

Was kann man davon mitnehmen? Wie wollen wir arbeiten? Viele von uns möchten eine verantwortungsvolle Aufgabe in einer guten und wertschätzenden Kultur. Der perfekte Job. In unserem Beispiel mit dem Kuchen, möchten die meisten wohl eher etwas aus der zuckerüberzogenen Ecke mit etwas Sahne zur Garnierung. Der selbst-gebackene Job ist hierbei einer, in dem wir uns wohlfüllen und geschätzt werden und in dem wir unseren Stärken nachgehen können. Das ist nicht verkehrt, nur bewusst sollte es uns sein.

In dem Fall von Frank fand er sich in seiner Arbeitsweise wieder und in seinem Servicegedanken bestärkt. Wie immer gibt es dabei auch eine Kehrseite. Man kann nicht immer alle Wünsche bedienen und muss daher auch mal etwas ausschlagen. Das bedeutet, dass man auf Menschen zugehen muss, um mit ihnen zu reden, wenn mal etwas nicht sofort umgesetzt werden kann. Die Lösungen liegen dann meist im Dialog. Eine Möglichkeit wäre Aufgaben kurzzeitig anders aufzuteilen. Eine harte Abgrenzung der Tätigkeiten ist das nicht und hier nicht möglich. Aber wollen wir das?

Butterkuchen ist klar in seiner Struktur

Wenn ja, dann wäre unser Kuchen eher wie ein deutscher Butterkuchen. Flach, quadratisch, klar in der Struktur, abgegrenzt und ohne viele Interpretationsmöglichkeiten. Ich möchte den Butterkuchenliebhabern nicht zu nahetreten. Es ist einfach eine andere Art zu arbeiten. Bei einem Butterkuchen würde ich die Struktur der Aufgaben in den klassischen Stellenbeschreibungen sehen. Der Kollege, die Vorgesetzten und man selbst wüssten, welche Aufgaben zu erledigen sind. Dinge, welche nicht aufgeführt sind, würden dann nicht dazu gehören. Das macht die Abgrenzung einfach. Mit der Umsetzung eines echten Servicegedanken wird es dann aber schwieriger. Die Zusammenarbeit an den Schnittstellen könnte zu einer reinen Weiterleitung von Zwischenergebnissen verkommen. Ein großes Wir gäbe es dann vielleicht nicht. Auch der Butterkuchen hat wieder Vor- und Nachteile.

Wie habt ihr das bei euch geregelt? Wie backt ihr euch euren Job? Last uns gemein eine neue Kultur entstehen lassen und darüber reden.
Kultur entsteht über hochwertige Beispiele, diese machen Schule!

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